Theresienstadt: Ein Ort der Täuschung, des Leidens und des Überlebenskampfes

Heute besichtigen wir das Ghetto Theresienstadt, das von 1941 bis 1945 als Sammel- und Durchgangslager für insgesamt 141.000 Juden diente. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ wurde hierher deportiert, bevor sie weiter in die Vernichtungslager geschickt wurde. Am 24. November 1941 trafen die ersten jüdischen Gefangenen ein, um das sogenannte „Aufbaukommando“ zu bilden, das die Unterkünfte für die restlichen Insassen errichtete.

Die Nationalsozialisten versuchten, Theresienstadt als ein „Vorzeigeghetto“ darzustellen. Dieser Inszenierung schien beim Besuch des Internationalen Roten Kreuzes auch auf Erfolg zu stoßen. Durch gezielte Vorbereitungen und das Präsentieren einer falschen Realität wurde der Eindruck erweckt, dass die jüdischen Häftlinge in Theresienstadt ein freies Leben führten und es gar nicht so schlimm sei. Die NS-Propaganda verstärkte diese Täuschung durch inszenierte kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen, die ein Bild eines „normalen“ Lebens vermittelten. Sogar Geschäfte, ein Spielplatz und eine Bank wurden eigens zu diesem Zweck eingerichtet und anschließend nie wieder genutzt.

In Wirklichkeit waren die Lebensbedingungen jedoch unerträglich: Die Gefangenen lebten in überfüllten Unterkünften, ohne ausreichende Nahrung und medizinische Versorgung. Schon im September 1942 waren 58.000 Menschen in Theresienstadt eingesperrt. Viele starben durch Hunger, Krankheiten und die völlige Vernachlässigung der Gesundheitsversorgung. Täglich starben etwa 100 Menschen, weil es kaum Nahrungsmittel gab und die hygienischen Zustände katastrophal waren. Insgesamt verloren 33.000 Menschen ihr Leben in Theresienstadt, viele von ihnen verhungerten oder erlagen Krankheiten. Doch trotz dieser schrecklichen Umstände wollten die Menschen in Theresienstadt bleiben, denn die Menschen, welche weiter deportiert worden sind, waren dem Tod sicher. Die Menschen wurden auf Listen gesetzt, die ihre Deportation in andere Konzentrationslager besiegelten. Meist waren es ganze Familien, da niemand zurückbleiben sollte, jedoch war so der Tod aller Familienmitglieder sicher. Der einzige Weg von der Liste war eine gute Stellung innerhalb der Hierarchie der Selbstverwaltung oder das Freikaufen.

Nach einer Mittagspause setzten wir unsere Tour fort und besuchten den Gestapo-Teil des Lagers. Besonders bedrückend war der Anblick der engen Räume, in denen bis zu 600 Menschen auf kleinstem Raum leben mussten. Die Zustände waren kaum auszuhalten: Es gab kaum sanitäre Einrichtungen, die Luft war stickig, und die hygienischen Verhältnisse führten zu zahlreichen Krankheiten, die sich unkontrolliert ausbreiteten und das Überleben für viele kaum möglich war.

Unser letzter Halt war das Krematorium, das von den Gefangenen selbst gebaut werden musste. Es war dazu bestimmt, die Leichen der Tausenden von Toten zu verbrennen, die im Lager an Hunger, Krankheit oder durch die schrecklichen Lebensbedingungen starben. Am Ende des Krieges waren nur weniger als 20.000 der Insassen am Leben geblieben, viele von ihnen waren zu schwach, um nach der Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945 den Ort zu verlassen und mussten teilweise bis September 1945 dort bleiben.

















 

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